Es gibt Situationen, in denen man einfach kein wirklich überzeugendes Foto machen kann. Das Bild des kleinen Jungen bei einem Pow Wow in Kanada ist so ein Fall. Wir hatten einen festen Sitzplatz und konnten uns nicht frei bewegen. Der Hintergrund ist viel zu bunt, zu hell und zu unruhig (trotz offener Blende!) und lenkt völlig vom Hauptmotiv ab. So ist es bestenfalls ein dokumentarisches Foto aber auf keinen Fall ein Hingucker. Welche Möglichkeiten hat man also?

Möglichkeit 1: Gar kein Foto machen

Klar. Das ist offensichtlich. Aber der Kleine ist so ernsthaft bei der Sache und der Gesichtsausdruck so intensiv, dass wir das Bild dann doch gemacht haben.

Möglichkeit 2: Ab in den virtuellen Papierkorb

Auch klar. Aber: Siehe oben!

Möglichkeit 3: Entschuldigungen finden

Man zeigt das Bild herum und sagt irgendwas in der Art wie „Na ja, der Hintergrund ist nicht toll, aber seht doch mal den Gesichtausdruck“. Oder „Ging halt nicht anders, ich hing mit einem Arm an einer Klippe und habe die Kamera mit dem linken großen Zeh ausgelöst“. Oder, oder. Dadurch wird es aber auch kein gutes Bild.

Möglichkeit 4: Bildbearbeitung

Ja, ich weiß. Bildbearbeitung gilt bei vielen Fotografen als Schummeln. Aber wenn einem das Bild wichtig genug ist, kann man es ja zumindest mal versuchen:

Kleiner Junge bei einem Pow Wow

Nicht perfekt, aber deutlich besser.

Allerdings kein ganz einfacher Fall. Der Haarschmuck stellt schon erhebliche Anforderungen an die verschiedenen Freistellwerkzeuge von Photoshop. Und an die Geduld des Bildbearbeiters. Das geht leider nicht ohne ein wenig Aufwand und viel Handarbeit. Und das will nicht jeder machen.

Ist das Schummelei?

Ich denke nein. Denn die Bildaussage – kleiner Junge beim Pow Wow, der ganz ernsthaft bei der Sache ist – ist nicht verändert worden. Lediglich der störende Hintergrund, der nichts zur Sache tut, ist unaufdringlicher als im Originalbild. Und es entspricht mehr der Wahrnehmung vor Ort. Denn wir sind, anders als die Kamera, in der Lage, uns so stark auf unser Hauptmotiv zu konzentrieren, dass wir störende Hintergründe ganz leicht „ausblenden“.

Als Pressefoto geht ein so stark bearbeitetes Bild aber natürlich nicht mehr durch.

Wir immer freuen wir uns über Kommentare und Gedanken zu diesem Thema.