Im zweiten Teil unserer Miniserie „Gern vermischt“ greifen wir eine Erfahrung aus unseren Einsteigerkursen auf. Viele Teilnehmer bringen den Belichtungsmodus und die Fokussierung durcheinander. Besonders oft sind sie der Meinung, dass man im manuellen Belichtungsmodus auch manuell fokussieren muss. Oder umgekehrt.
Woher kommt die Konfusion?
Da der manuelle Belichtungsmodus üblicherweise mit M und die manuelle Fokussierung meistens mit MF abgekürzt werden, liegt es vielleicht nahe, die beiden Dinge in Verbindung zu bringen. Ich finde es dennoch überraschend, dass dieser Zusammenhang von Einsteigern in die Fotografie so häufig hergestellt wird. Ich glaube, dieses Phänomen hängt mit dem Autofokus zusammen. Denn bevor es Autofokuskameras gab, ist niemand auf die Idee gekommen, einen Zusammenhang zwischen dem Belichtungsmodus und dem Fokussieren herzustellen. Fokussiert wurde schließlich immer von Hand, sowohl im manuellen Belichtungsmodus als auch in den (halb-) automatischen Belichtungmodi. Offensichtlich trägt technischer Fortschritt (ich möchte nicht mehr auf den Autofokus verzichten) manchmal zur Verwirrung des Anwenders bei …
Autofokus ist König
Nach meiner persönlichen Erfahrung ist der Autofokus einer modernen Kamera so präzise und vor allem so schnell, dass ich manuell einfach nicht mehr mithalten kann. Und das liegt nicht nur am zunehmenden Alter. Die Standardeinstellung unserer Objektive ist also AF, völlig unabhängig vom Belichtungsmodus. Natürlich auch im manuellen Belichtungsmodus, den ich allerdings äußerst selten benutze (auch wenn ich mich wiederhole: Wer die Grundlagen der Fotografie verstanden hat, kommt, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, mit Blenden- und Zeitpriorität schneller und bequemer ans Ziel).
Es gibt allerdings ein paar Situationen, bei denen der Autofokus meistens versagt:
- bei zu geringem Motivkontrast
- bei Dunkelheit
- bei Zäunen, Gittern oder Gräsern vor dem Hauptmotiv
In diesen Fällen muss dann natürlich die manuelle Fokussierung ran. Das ist mit der klassischen Spiegelreflexkamera leider nicht ganz einfach, denn die Fokussierhilfen (Mikroprismenring, Schnittbildindikator) fehlen den heutigen Mattscheiben. Spiegellose Systemkameras und das Display von Spiegelreflexkameras bieten jedoch Fokussierhilfen wie z.B. das Fokuspeaking, bei dem Objekte, die in der Schärfeebene liegen, mit einer leuchtenden Kontur umgeben werden. Das hilft bei manuellen Fokussieren sehr.
Habe ich übrigens schon erwähnt, dass man die manuelle Fokussierung durchaus mit den automatischen Belichtungsmodi kombinieren kann?
Hinterlasse einen Kommentar