Viele Menschen betreiben die Fotografie als Hobby. Das ist gut so, denn man dokumentiert mit Fotos sein Leben und seine Umwelt. Und vor allem macht es Spaß. Man freut sich über gelungene Bilder und natürlich auch über die neue Kamera oder das neue Objektiv. Man investiert Geld, aber vor allem Zeit, in sein Hobby. Immer mit dem Ziel, noch bessere Fotos zu machen.

Früher war alles besser…

Als ich um 1970 herum anfing zu fotografieren, war ich der erste in der Familie (und ich hatte 13 Cousinen und Cousins) mit einer „richtigen“ Kamera (die eine oder andere hatte allerdings schon eine Pocket Kamera…). Natürlich habe ich jede Ausgabe der Color Foto und, wenn es das Taschengeld erlaubte, auch das Fotomagazin gekauft. Später dann auch die Photographie, die damals noch aus der Schweiz kam. In der örtlichen Stadtbibliothek war ich gefürchtet, weil ich alle greifbaren Bücher zum Thema Fotografie ausgeliehen und natürlich nicht rechtzeitig zurück gebracht habe. Fotografie war eben mein Hobby und deshalb habe ich meine Freizeit dafür „geopfert“. Aber es war überhaupt kein Opfer. Im Gegenteil. Es hat Spaß gemacht und gerade deshalb habe ich mich so intensiv mit Fotografie beschäftigt.

Natürlich war ich nicht allein. Wer Fotografie zu seinem Hobby erkoren hatte, der war mit Leib und Seele dabei. Aber alles in allem waren wir ein überschaubares Häufchen engagierter Hobbyisten.

Und heute?

Mittlerweile hat gefühlt jeder eine Kamera und fotografiert. Zuhause, im Urlaub, oder einfach so, um es bei Facebook und Co. zu posten. Fotografie ist zu einem Massenphänomen geworden und die Zahl der täglich geschossenen Fotos dürfte in astronomische Höhen gehen.

Damit einher gegangen ist ein allgemeiner Wertverlust der Fotografie. Damit meine ich gar nicht einmal den monetären Wertverlust (obwohl auch der dramatisch ist), sondern vielmehr die Wertschätzung von Fotos durch die Menschen. Und interessanterweise hat sich auch die Einstellung vieler Hobbyfotografen zu ihrem Hobby stark gewandelt.

Immer häufiger hören Simone und ich in den Fotokursen von den Teilnehmern:

Ich habe nicht so viel Zeit für die Fotografie. Man will ja auch noch was anderes machen!

Stativ ist mir zu umständlich.

Ich will keine schwere Ausrüstung mit mir rumschleppen.

Ich will nicht so lange vor dem Rechner sitzen.

und so weiter…

So sehr ich das alles verstehen kann, so sehr wundert es mich zugleich. Ich bekomme zunehmend das Gefühl, dass ein Hobby keine Mühe machen darf. Es soll einfach so nebenbei betrieben werden, wie Radio hören oder Kaffee trinken. Sobald es Geduld und Ausdauer erfordert, fühlt es sich scheinbar nicht wie Hobby an, sondern wie Arbeit. Und Arbeit macht ja keinen Spaß, oder?

Natürlich darf es auch keine Frusterlebnisse geben. Nur noch Topfotos sollen entstehen, aber eben ohne Mühe, ohne Anstrengung. Dafür hat man sich ja die Topkamera gekauft. Die macht so ganz nebenbei Fotos in Profiqualität (als ob das ein Qualtitätsmerkmal wäre…). Wenn man dann merkt, dass die Topfotos meistens ausbleiben, dann gibt man sich schnell mit ganz wenig zufrieden.

Mir reicht das aber.

oder

Ich finde das aber gut so

sind vielleicht die häufigsten Reaktionen, wenn man anmerkt, dass ein Foto vielleicht noch hier und da ein wenig Verbesserungspotential hat.

Diese Einstellung scheint insbesondere in der Hobbyfotografie weit verbreitet zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Hobbymusiker ein Instrument kauft und sich nicht darüber im Klaren ist, dass er oder sie zunächst mal Noten lernen und Tonleitern spielen muss, bevor man ein Konzert geben kann. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die ersten Schritte in der Musik durchaus mühsam sein können.

Fazit

Nicht nur Fotos haben durch die massenhafte Verbreitung von Kameras an Wert verloren. Auch das Hobby Fotografie ist in weiten Teilen der Masse zum Opfer gefallen. Aber glücklicherweise nur in weiten Teilen und nicht komplett. Nach wie vor gibt es engagierte Neueinsteiger, die keine Mühe scheuen, um ihr Hobby spannend und abwechslungsreich zu gestalten.