Das Stativ gehört ja nicht unbedingt zu den beliebtesten Zubehörteilen. Unhandlich, schwer, umständlich in der Handhabung, einfach lästig eben. Und deshalb lässt man es ja gerne mal zu Hause liegen. Aus der Hand zu fotografieren ist ja deutlich bequemer und bei den modernen Kameras kann man ja ruhig die ISO-Zahl ein bißchen höher drehen, damit man nicht verwackelt. Aber wer das Stativ nur benutzt, damit die Bilder nicht verwackeln, der kennt den wirklichen Vorteil des Stativs nicht.
Das Tempo rausnehmen
Wir kennen das alle: Kamera in die Hand, und los. Klick hier, klick da. Kostet ja nix mehr. Sehr oft hört man ja, dass an der heutigen Bilderflut die digitale Fotografie Schuld ist. Zu analogen Zeiten sei das alles anders gewesen. Aber wer oder was hindert eigentlich den Digitalfotografen daran, bewusster zu fotografieren? Die (Digital-) Kamera ist es jedenfalls nicht.
Und hier kommt das Stativ ins Spiel. Sobald die Kamera auf dem Dreibein steht, verändert sich zwangsläufig unsere Herangehensweise an die Fotografie. Wir nähern uns unserem Motiv viel bewusster. Schließlich müssen wir das Stativ positionieren und den Stativkopf genau ausrichten. Das ist durchaus mühsam, aber eben auch sehr heilsam. Die Entdeckung der Langsamkeit, sozusagen. Und damit einher geht auch eine viel genauere Betrachtung des Sucherbildes. Man nimmt plötzlich viele Details wahr, die man beim Fotografieren aus der Hand gar nicht beachtet: störende Objekte am Bildrand, unruhige Hintergründe oder ungünstige Überschneidungen, die die Komposition stören.
Diese andere Herangehensweise ist allein schon Grund genug für den Einsatz eines Stativs. Das es so ganz nebenbei auch die Verwacklungsgefahr verringert, ist ein willkommener Nebeneffekt.
Ohne Kamera und Stativ
Bevor man aber die Kamera auf das Stativ setzt, sollte man sein Motiv ruhig einmal ganz ohne Kamera (und ohne Stativ) erkunden. Dabei ergeben sich schon günstige und weniger günstige Perspektiven, ohne dass man schweres Gerät mit sich herumschleppen muss. Nachdem man mögliche Aufnahmestandpunkte ohne Kamera ausgekundschaftet hat, geht dann auch der Stativaufbau viel schneller von der Hand.
Große Kameras, kleine Kameras
Als wir noch mit richtig großen Kameras gearbeitet haben (und ich meine wirklich große Kameras, 4×5″ Format und noch größer), da ging praktisch nichts ohne Stativ. Moderne Systemkameras sind mittlerweile so klein geworden, dass kein Mensch sie mehr auf ein Stativ stellt. Sieht ja euch ein bißchen merkwürdig aus, wenn 450 Gramm Kamera auf 2,5 kg Stativ sitzt. Aber es könnte der Verdacht aufkommen, dass man mit einer großen Kamera einfach bessere Fotos macht. Nicht wegen des größeren Sensors, sondern weil da ein Dreibein mit im Spiel ist…
Was meint ihr?
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