In dieser neuen Miniserie geht es um Kamerafunktionen, die Einsteiger in die Fotografie gerne mal vermischen, obwohl sie wenig oder gar nichts miteinander zu tun haben. In diesem ersten Teil geht es um die Spotmessung und das Autofokusmessfeld und warum man sie besser nicht durcheinander bringen sollte.
Woher kommt die Konfusion?
Gute Frage. Ganz sicher sind Simone und ich uns da nicht. Wenn man schon so lange fotografiert wie wir, dann ist man schon etwas verwundert, warum Einsteiger in die Fotografie einen Zusammenhang zwischen Fokussierung und Belichtungsmessung herstellen. Vielleicht liegt es an dem Glauben, dass die Schärfe normalerweise auf dem wichtigsten Teil des Motivs liegen soll und deshalb an dieser Stelle auch die Belichtung gemessen werden sollte. Zunächst entbehrt das nicht einer gewissen Logik. Wenn das Hauptmotiv scharf und richtig belichtet ist, dann sind wir normalerweise unter rein technischen Aspekten mit der Aufnahme zufrieden.
Allerdings setzt diese Annahme voraus, dass die Belichtungsmessung unter allen Umständen zu einem richtig belichteten Bild führt. Wer jedoch das Funktionsprinzip der Belichtungsmessung verstanden hat, weiß, dass dies oft nicht der Fall sein kann. Denn leider misst der Belichtungsmesser nicht die Helligkeit der Beleuchtung sondern das vom Motiv reflektierte Licht. Und dadurch wird die Belichtungsmessung abhängig vom Motiv. Mit anderen Worten: Bei gleicher Beleuchtung ergeben unterschiedliche Motive unterschiedliche Ergebnisse der Belichtungsmessung. Und das resultiert nicht selten in falsch belichteten Aufnahmen.
Auftritt „Spotmessung“
Die Werkseinstellung für die Belichtungsmessung ist üblicherweise die Mehrfeld- oder Matrixmessung. In dieser Einstellung sind Belichtungsmessung und Fokussierung weitgehend entkoppelt* Die Messung der Belichtung erfolgt dabei über mehrere einzelne Felder, die über den Sucher verteilt sind und eine je nach Motiv anders gewichtete Belichtung ergeben.
Bei der Spotmessung wird jedoch nur ein kleiner Teil des Sucherbildes, in der Regel genau in der Bildmitte, für die Belichtungsmessung herangezogen. In Kombination mit dem mittleren Autofokusfeld ist es nun tatsächlich so, dass die Fokussierung und die Belichtungsmessung am selben Motivteil erfolgen, sobald man den Auslöser halb drückt (vorausgesetzt, man hat die beiden Funktionen nicht bewusst voneinander entkoppelt!). Man könnte nun meinen, dass sei tatsächlich die optimale Lösung für scharfe und gleichzeitig richtig belichtete Fotos (und vielleicht kommt daher auch die Konfusion) Leider liegt man damit in den meisten Fällen genau falsch. Denn auch die Spotmessung misst nur das vom Objekt reflektierte Licht. Damit die Belichtung stimmt, müsste das Motiv an der Messstelle genau mittelgrau sein. Unser Gepard sollte sich also eine Graukarte vor das Gesicht halten:
Ist das Motiv an der (sehr kleinen!!) Messstelle heller als mittleres Grau, wird das Bild zu dunkel. Ist es dunkler als mittleres Grau wird es zu hell. Wie wahrscheinlich ist es aber, dass das vom Spotmesser angemessene Motivteil genau mittlerem Grau entspricht? Das war eine rhetorische Frage, die ich nicht wirklich beantworten kann!
Mit der Matrixmessung, die alle Teile des Motivs für die Belichtungsmessung heranzieht, hat man daher in den meisten Fällen eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein richtig belichtetes Bild. Und natürlich kann man das mittlere Autofokusfeld in Kombination mit der Matrixmessung nutzen. Eben weil Belichtungsmessung und Fokussierung nichts miteinander zu tun haben. Womit wir wieder bei unserer Ausgangsfrage wären …
* Tatsächlich wird/werden bei vielen Kameramodellen das oder die Belichtungsmessfelder, die mit dem aktiven Autofokusmessfeld korrespondieren, stärker gewichtet. Persönlich halte ich das für Unsinn. Siehe oben.
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