Wenn ihr neben RAW-Daten auch die eine oder andere JPG-Datei in eurem Archiv hab und die Bilder in Lightroom oder Adobe Camera RAW (ACR) bearbeitet, dann ist euch vielleicht schon mal aufgefallen, dass die Einstellungen für den Weißabgleich bei RAW und JPG unterschiedlich sind. Warum ist das so?
Auf die Schnelle: Was ist Weißabgleich?
Wir nehmen Licht (meistens*) als farblos bzw. als weiß war. Tatsächlich variiert die Lichtfarbe aber erheblich. So ist Glühlampenlicht gelblich-rötlich und im Schatten eines Hochhauses bei blauem Himmel ist es bläulich. Auch bei bedecktem Wetter herrscht leicht bläuliches Licht. Morgens und am späten Nachmittag ist das Licht leicht gelblich. Lediglich in der Zeit zwischen ca. 10.00 Uhr und 16:00 Uhr an einem sonnigen Tag ist das Licht mehr oder weniger farblos. Die Lichtfarbe wird auch Farbtemperatur genannt und in Kelvin (K) gemessen.

RAW-Dateien und Weißabgleich
RAW-Dateien haben zunächst keinen festgelegten Weißabgleich. Zwar lesen Lightroom, ACR und andere Rohdatenkonverter den in der Kamera eingestellten Weißabgleich aus und verwenden ihn zur Anzeige der Datei auf dem Bildschirm. Aber dieser Wert kann jederzeit innerhalb bestimmter Grenzen (Lightroom: 2000 K – 50.000 K) verändert werden. Dafür kann man die voreingestellten Werte aus der Grafik oben oder beliebige Kelvin-Werte benutzen. In jedem Fall dienen die eingestellten Werte lediglich der Anzeige auf dem Bildschirm. Die Rohdatei selbst wird nicht verändert. Erst wenn die Datei exportiert oder zur Weiterbearbeitung an ein anderes Bildbearbeitungsprogramm übergeben wird, wird der gewählte Weißabgleich in die Datei eingerechnet und die Farbe der Pixel verändert.

JPG-Dateien und Weißabgleich
Bei JPG-Dateien wird der von der Kamera automatisch ermittelte oder der vom Benutzer manuell eingestellte Weißabgleich in die Datei eingerechnet. Mit anderen Worten: Der eingestellte Weißabgleich hat einen direkten Einfluss auf die Farbe der einzelnen Pixel:

Weißabgleich „Tageslicht“

Weißabgleich „Kunstlicht“
Anders als bei der Rohdatei lässt sich nun nicht einfach ein anderer Weißabgleich zuordnen. Stattdessen kann man lediglich die Farben in Richtung Gelb oder Blau bzw. Magenta oder Grün verändern. Konsequenterweise erfolgt das über ganz normale Schieberegler, die standardmäßig auf „0“ stehen und sich bis +/- 100 verschieben lassen:


Man stellt also nicht wirklich einen anderen Weißabgleich ein sondern macht „lediglich“ eine gewöhnliche Farbkorrektur.
Wichtiger Hinweis: Anders als bei Rohdaten lassen sich starke Farbstiche wie etwa der Blaustich im Beispielbild oben aus JPG-Dateien unter Umständen nicht vollständig korrigieren!
* Wenn wir davon sprechen, dass wir Licht als farblos wahrnehmen, dann ist nur von Licht die Rede, das sich aus mehreren verschiedenen Wellenlängen zusammensetzt. Das ist sowohl bei Tageslicht als auch bei Kunstlicht der Fall. Monochromatisches Licht nehmen wir natürlich auch farbig wahr.
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