Unscharfe Hintergründe sind sehr beliebt. Besonders bei Portraits, egal ob von Mensch oder Tier, aber auch bei vielen anderen Motiven kann ein unscharfer Hintergrund den Blick des Betrachters auf das Hauptobjekt lenken. Aber was ist mit unscharfen Vordergründen? Aus unserer Sicht ist da durchaus Vorsicht geboten.
Schärfe und Unschärfe
Selektive Schärfe ist erst durch die Fotografie in die Welt gekommen. Wir Menschen kennen dieses Phänomen nicht aus eigener Anschauung. Unsere Augen fokussieren immer blitzschnell und automatisch auf den Bereich des Sichtfeldes auf den wir gerade schauen. Von Fehlsichtigkeit einmal abgesehen sehen wir daher immer alles scharf. Vor der Erfindung der Fotografie wäre auch kein Maler auf die Idee gekommen, irgendetwas in seinem Bild unscharf darzustellen.
In der Fotografie ist wirklich durchgängige Schärfe dagegen unmöglich. Auch bei stark abgeblendetem Objektiv sieht man bei genauer Betrachtung, dass das Bild nur in der eingestellten Schärfeebene wirklich scharf ist. Selektive Schärfe ist also in der Fotografie die Regel und nicht die Ausnahme.
So weit die technischen Aspekte.
Unscharfe Vordergründe
Die meisten Fotografen sind sich einig, dass vielen Motiven ein unscharfer Hintergrund gut steht. Allerdings sollte er dann deutlich unscharf sein und nicht nur ein bisschen. Bei unscharfen Vordergründen gehen die Meinungen dagegen sehr stark auseinander. Einige Fotografen lieben unscharfe Vordergründe geradezu und versuchen sie in fast jedem Bild unterzubringen. Andere vermeiden sie ganz. Und einige, so wie wir, sind eher vorsichtig, wenn es um unscharfe Vordergründe geht. Aus unserer Sicht gibt es einige wenige Fälle, in denen sie „funktionieren“ und eine ganze Reihe von Fällen, in denen sie eher störend wirken.
Aus unserer Sicht ist das Aufmacherfoto ein Beispiel für einen gelungenen unscharfen Vordergrund. Er ist dunkel und drängt sich nicht auf, führt aber gleichzeitig dazu, dass die rote Blüte ähnlich wie bei einem unscharfen Hintergrund, hervorgehoben wird und den Blick des Betrachters dadurch auf das bildwichtige Objekt lenkt.
Im folgenden Bild stört uns der unscharfe Vordergrund.

In diesem Beispiel ist nicht klar, was das Hauptmotiv ist. Die Schärfe liegt auf dem Haus im Hintergrund. Durch die grauen Steine wirkt es allerdings unscheinbar und es kann sich optisch nicht gegen die pinkfarbenen Rhododendronblüten im Vordergrund durchsetzen. Da die Blüten aber unscharf sind, nehmen wir sie auch nicht wirklich als Hauptobjekt war. Insgesamt konkurrieren das Haus und die Blüten miteinander.
Das nächste Beispiel ist aus unserer Sicht grenzwertig.

Da die Schärfe auf der Windmühle liegt, wird sie ziemlich klar als Hauptobjekt wahrgenommen. Allerdings überdeckt der unscharfe Vordergrund die Mühle zum Teil. Glücklicherweise ist der Farbton des Weizenfeldes im Vordergrund recht unaufdringlich. Bestände der Vordergrund aus bunten Blumen sähe die Sache sicherlich anders aus.
Fazit
Aus unserer Sicht sollte man sich genau überlegen, ob ein unscharfer Vordergrund dem Bild hilft oder eher störend ist. Wir wissen, dass die Geschmäcker hier weit auseinander gehen. Deshalb schreibt doch mal in die Kommentare, wie ihr das seht.
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